Haes - Die Geschichte vom Hürnen Seyffrid

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Die Story:

Seyffrid ging seinen Eltern furchtbar auf die Nerven. Er folgte nicht, war für sein Alter zu groß und stark und hatte nur Unsinn im Kopf. Er wollte nichts wie weg von zu Hause, vom königlichen Hof. Die Räte seines Vaters, des Königs Sigmund, rieten, man möge ihn nur ziehen lassen. Seyffrid solle etwas arbeiten, das würde ihn bändigen und einen ganzen Mann aus ihm machen.

So ging Seyffrid fort. Er sah ein Dorf, das vor einem Wald lag und ging darauf zu. In dem Dorf kam er zu einem Schmied, dem wollte er als zweiter Schmiedeknecht dienen. Er ließ sich aber nichts sagen und auch nicht zeigen wie´s richtig gemacht wird. So schlug er das Eisen entzwei und den Amboß in die Erde. Als er dafür bestraft wurde, schlug er den Meister und den anderen Schmiedeknecht und trieb sie durch die Werkstatt hin und her. Da überlegte der Meister wie er ihn wieder loswerden könnte.

Bei einer Linde lag ein großer Drache. Dorthin schickte ihn der Meister, um da von einem Köhler Kohlen zu holen. Der Schmied glaubte, der Drache würde ihn töten. Doch als Seyffrid zur Linde kam, erschlug er den Drachen. Auf der Suche nach dem Köhler ging er nun weiter in den Wald hinein.

Er kam so in eine Wildnis, wo in einem Tal unzählige Drachen, Lindwürmer, Kröten und Schlangen lagen. Da riß Seyffrid überall Bäume aus, trug sie zusammen und warf sie auf das Gewürm, sodaß sich keiner mehr von der Stelle rühren konnte. Vom Köhler holte er Feuer und zündete das Holz an, um alle zu verbrennen. Die Hornhaut der Lindwürmer wurde weich und verflüssigte sich. Neugierig hielt Seyffrid seinen Finger hinein, die Flüssigkeit erstarrte zur Hornhaut. Daraufhin schmierte er sich am ganzen Körper damit ein, und wurde er überall, außer zwischen den Schultern, von einer Hornhaut überzogen. So gestärkt zog er an König Gybichs Hof.

In einer alten Version der Geschichte wird nun erzählt, daß Seyffrid den Hort der Nibelungen fand, um den es später bei den Hunnen Mord und Totschlag gab, daß niemand außer Dietrich von Bern und Meister Hildebrand die Kämpfe überlebte. Weiters heißt es darin, daß Seyffrid dem König diente und dafür dessen Tochter zur Frau bekam.

Doch weiter in der neuen Geschichte:

Seyffrid kam zu König Gybich an dessen Hof in Worms am Rhein. Der König hatte mit seiner Frau drei Söhne und eine schöne Tochter, Kriemhilt, durch die mancher junge Mann ins Unglück stürzte.

Eines Tages zu Mittag stand die Prinzessin am Fenster, als ein Drache durch die Lüfte geflogen kam und sie entführte. Der Drache brachte sie ins Gebirge auf einen großen Felsen. Wegen ihrer Schönheit verliebte sich der Drache in Kriemhilt und ließ es ihr, zumindest was Essen und Trinken betrifft, an nichts fehlen. Nach vier Jahren Gefangenschaft, in denen sie oft wochenlang ganz alleine war, verwandelte sich zu Ostern der Drache in einen Mann. Die Jungfrau machte ihm Vorwürfe und bat ihn, Vater, Mutter und die Brüder wiedersehen zu dürfen. Dann wolle sie wieder zu ihm zurück kommen. Der Drache lehnte ab und sagte, in fünf Jahren werde er erneut zu einem Mann, nehme ihr dann ihre Jungfräulichkeit und mache sie zu seiner Frau, sie müsse mit ihm mit Leib und Seele zur Hölle gehen. Er werde dies auch ihrem Vater bekannt machen.

Der König sandte währenddessen Boten in alle Länder aus, nach seiner Tochter zu suchen.

Mittlerweile war Seyffrid zu einem Mann herangewachsen, er war so stark, daß er Löwen fing und sie zum Gespött aller in den Bäumen aufhing. Eines Morgens wollte Seyffrid jagen und ritt mit Habicht und Hunden in den Wald. Einer seiner Spürhunde lief voran und nahm die Witterung der Spur des Drachen auf. Seyffrid ritt ihm unverdrossen über ein hohes Gebirge nach, rastlos, vier Tage lang ohne zu essen und zu trinken. Doch er verirrte sich im weglos gewordenen finstren Wald und wurde verzagt. Schließlich kam er zum Drachenstein, müde stieg er vom Pferd.

Da sah Seyffrid den Drachen und wurde vollends verzagt, obwohl er schon einmal einen Lindwurm erschlagen hatte. Er wähnte sich vom Teufel hierher geführt und glaubte, nie mehr aus dem finstren Wald wieder herauszufinden. Mit seinen Spürhunden am Arm ging er zu seinem Pferd und wollte davonreiten.

Doch da jagte ein Zwerg namens Eugel auf einem kohlschwarzen Roß heran. Er trug ein prächtiges, goldbesticktes seidenes Gewand und eine überaus kostbare Königskrone auf dem Haupt, wie sie noch nie jemand auf der Erde gesehen hatte. Als er Seyffrid sah begrüßte er ihn und fragte ihn, was ihn in den Wald geführt hätte. Im Verlauf des Gespräch fragte Seyffrid den Eugel, wer sein Vater und seine Mutter seien. Er hatte seine Eltern vergessen, und wußte nurmehr von seiner Zeit bei dem Meister im Wald. Der Zwerg sagte, seine Mutter hieß Sieglinde , sein Vater König Sigmund.

Eugel forderte nun Seyffrid auf umzukehren, da er durch den Drachen umkommen würde und erzählte ihm von der gefangen gehaltenen Kriemhilt. Seyffrid erklärte, er kenne sie von früher, sie wären einander zugetan gewesen. Und er nahm sein Schwert, stieß es in die Erde und schwor drei Eide, daß er ohne Kriemhilt nicht wieder von hier fortgehen wolle.

Da betonte Eugel nochmals die Aussichtslosigkeit des Vorhabens und wollte sich verabschieden. Doch Seyffrid wollte Eugel nicht gehen lassen, sondern forderte ihn unter Androhung von Gewalt auf, ihm bei der Befreiung Kriemhilts zu helfen. Und er packte den Zwerg auch wirklich bei den Haaren und schlug ihn gegen die Felswand, sodaß dessen Krone zerbrach.

Eugel versprach ihm nun gezwungenermaßen zu helfen und erzählte vom Riesen Kuperan, der hier über tausend Riesen herrschte und den Schlüssel zum Felsengefängnis habe. Er zeigte ihm auch das Haus des Riesen an der Felswand. Seyffrid rief den Riesen und bat, er möge zu ihm heraus kommen. Mit einer langen Stahlstange in der Hand sprang Kuperan heraus und bedrohte ihn mit dem Umbringen.

Der Riese begann auf Seyffrid einzuschlagen, doch der wich durch Sprünge aus und schlug dem Riesen tiefe Wunden. Als ihm Seyffrid weitere Verwundungen zufügt hatte, zog sich der Riese in sein Haus zurück um die Wunden zu verbinden.

Mit einer goldenen, in Drachenblut gehärteten Rüstung, mit Schild und Schwert, und einer vierschneidigen Stahlstange trat Kuperan wieder heraus. Nach einem Wortwechsel begannen sie erneut zu kämpfen. Seyffrid zerschlug ihm Schild und Rüstung und fügte ihm sechzehn tiefe Wunden zu. In seiner Not flehte Kuperan um sein Leben und bot Seyffrid Rüstung, Schwert und sich selbst an. Doch wollte Seyffrid nur seine Hilfe bei der Befreiung Kriemhilts. Kuperan schwor, er wolle ihm helfen.

Auf dem Weg zur Felswand gab der Riese Seyffrid hinterrücks einen gewaltigen Schlag, sodaß dieser, aus Nase und Mund blutend, wie tot am Boden lag. Eugel warf ihm eine Nebelkappe über, um ihn den Blicken des Riesen zu entziehen. Der war nun ganz verwirrt und begann ihn zu suchen.

Als Seyffrid wieder aufwachte und zu Kräften kam, riet ihm der Zwerg unter dem Schutz der Nebelkappe zu fliehen und sein Vorhaben aufzugeben. Er lehnte aber ab, sagte er wollte´s noch einmal versuchen, riß sich die Kappe herunter und schlug, das Schwert mit beiden Händen haltend, den Riesen durch acht tiefe Wunden beinahe tot. Kuperan sagte, ohne ihn komme er nicht zu Kriemhilt. So mußte Seyffrid ihn widerwillig schonen.

Unter Drohungen gingen sie weiter zur Felswand. Der Riese schloß die unter der Erde verborgene Tür auf. Seyffrid nahm rasch den Schlüssel an sich und ließ Kuperan vor sich her gehen. Oben auf dem Felsen angekommen, erblickte er Kriemhilt, die ihn weinend begrüßte. Sie erkannte ihn wieder, fragte ihn nach den Eltern und den Brüdern und zweifelte, ob er gegen den teuflischen Drachen bestehen könne. Doch Seyffrid ließ sich nicht beirren. Kriemhilt versprach ihm daraufhin ihre Hand.

Nun trat ihn Kuperan wieder in Erscheinung und wies auf ein verborgenes Schwert hin, mit dem allein der Drache getötet werden könne. Als Seyffrid unachtsam war, überfiel ihn der Riese erneut. Beide begannen miteinander zu ringen. Seyffrid griff Kuperan in die Wunden, zerrte sie auseinander und brachte ihn damit zu Fall. Der Riese flehte erneut um sein Leben, doch Seyffrid stieß ihn den Felsen hinab, sodaß er in hundert Stücke zersprang.

Seyffrid spürte es nun, vier Tage nichts gegessen und getrunken zu haben, und so ließ Eugel seine Zwerge aus dem Felsen Speise und Trank holen und auftischen. Doch bevor sie noch zu essen beginnen konnten, hörten sie einen großen Lärm, so alsob das Gebirge zusammenstürze. Sie erschraken, die Zwerge flohen.

Feuerspeiend kam der Drache, der ja eigentlich ein von einer Frau wegen einer Liebschaft verfluchter schöner Jüngling war, geflogen. Mit dem Drachenschwert in der Hand kämpfte Seyffrid mit dem Drachen. Als der Stein vom Feuerspeien so heiß wie glühendes Eisen wurde, ließen Eugels Brüder, ohne dessen Wissen, den von ihnen gehüteten Schatz ihres Vaters Nybling aus dem Berginneren herausbringen und in eine Höhle in der Felswand tragen. Seyffrid und Kriemhilt mußten ebenfalls vor der großen Hitze fliehen und fanden den Schatz in der Höhle. Seyffrid glaubte, der Drache habe ihn angehäuft. Nachdem er sich Mut gemacht hatte, stieg Seyffrid mit dem Schwert wieder auf den Felsen hinauf. Sechzig junge giftspeiende Drachen, die mit dem alten gekommen waren, flogen nun weg.

Im folgenden Kampf suchte der Drache den Seyffrid mit seinem Schwanz zu umschlingen und vom Fels zu werfen. Der schlug lange so fest auf den Drachen ein, daß sich dessen Hornhaut erweichte. Dadurch und durch die Hitze, die der Drache selbst erzeugte, begann sie zu schmelzen. So konnte Seyffrid ihn schließlich in Stücke hauen und den Felsen hinunter werfen.

Seyffrid fiel nun wegen der Hitze und Anstrengung in Ohnmacht. Als er sich wieder erholt hatte, sah er Kriemhilt auch wie tot am Boden liegen. Verzweifelt nahm er sie in den Arm. Da kam Eugel und steckte ihr eine Wurzel in den Mund, sodaß sie wieder zu sich kam.

Eugel bot seine Dienste und Geleit an, da Seyffrid ihn und seine tausend Zwerge vom Riesen, der sie unterdrückt und ausgebeutet hatte, befreit hatte. Außerdem führte er beide in den Berg, wo er sie bewirtete. Als sich Seyffrid verabschiedete, boten ihm Eugels Brüder erneut Geleit an. Doch er lehnte ab und schickte sie, bis auf Eugel, weg. Von ihm wollte er nun sein weiteres Schicksal erfahren.

Eugel sagte ihm acht gemeinsame Jahre mit Kriemhilt vorher, dann werde er schuldlos ermordet. Seine Frau werde seinen Tod rächen, keiner werde am Leben bleiben. Da er gerächt werden würde, fragte Seyffrid nicht weiter nach seinem Mörder.

Er schickte nun auch Eugel weg. Seyffrid erinnerte sich jetzt wieder an den Schatz von dem er glaubte, er gehöre Kuperan oder, der Drache habe ihn für die Zeit wenn er wieder zu einem Menschen würde gesammelt. Er fühlte sich somit als rechtmäßiger Besitzer, holte ihn und lud ihn auf sein Pferd. So reisten sie ab. Als er zum Rhein kam, schüttete er aber den Schatz in den Fluß, da er ihm und den Seinen für die kurze Zeit seines verbleibenden Lebens nichts nützen würde.

König Gybich wurde verständigt, daß seine schöne Tochter bald komme und wer sie erlöst hatte. Da ließ er den Adel und das ganze Volk aufbieten, im ganzen Land die Kunde verbreiten und Könige und Fürsten von überall her zum Fest und zur Hochzeit einladen. Das Fest dauerte mit den Ritterspielen und Turnieren über vierzehn Tage. Die Gäste wurden reich beschenkt und für die Heimreise bestens ausgestattet. Seyffrid gab ihnen dazu sicheres Geleit.

Seyffrid wurde ein guter Herrscher. Unter seiner Regentschaft sorgte er für Recht, Ordnung und Sicherheit im Land. Die Brüder Kriemhilts aber wurden deswegen eifersüchtig. Günther meinte, daß dadurch der hiesige Adel geschmäht würde. Hagen sagte, er wollte es rächen, wenn jemand der Alteingesessenen einen Nachteil erlitte, und auch Gyrnot war wie die anderen haßerfüllt. An einem Brunnen in einem großen Wald erstach schließlich Hagen, der dazu ausersehen worden war, Seyffrid als er sich nach einem Wettlauf abkühlte und Wasser trank.

Damit endet die Geschichte.


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