Das Lied vom Hürnen Seyfrid |
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>>> Übersetzung von K.Pannier |
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>>> Übersetzung von K.Simrock |
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Linzer Volksbuch: Siegfried der gehörnte Ritter von G.& B.Ovm |
Gesangsweiß.
Hierinn findt jr ein schönes Lied Von dem Hürnen Seyfrid, Vnd ist in des Hiltebrandes thon. Deßgleychen jch nie gehört han. Vnd wenn jr das leßt recht vnd eben, So werdt jr mir gewunnen geben .
1. Es saß im Niderlande Ein Künig sowol bekandt Mit grosser macht vnd gewalte, Sigmund was er genant, Der hett mit seyner frawen Ein sun, der hieß Seyfrid, Des wesen werdt jr hören Alhie in disem Lied.
2. Der knab was so mutwillig, Darzu starck vnd auch groß, Das seyn vatter vnd muter Der ding gar seer verdroß, Er wolt nie keynem menschen Seyn tag sein vnderthon. Im stund seyn synn vnd mute, Das er nur züg daruon.
3. Do sprachen des Künigs Räthe "Nun last in ziehen hyn, So er nicht bleyben wille Das ist der beste syn. Vnd last in etwas nieten, So wirdt es bendig zwar. Er wirdt ein Held vil küne Vnd lebt er etlich Jar."
4. Also schied er von dannen, Der junge, küne man. Do lag vor eynem walde Ein Dorff, das lieff er an, Do kam er zu eym Schmide, Dem wolt er dienen recht, Im schlahen auff das eysen, Als ein ander Schmidtknecht.
Wie Seyfrid zu eynem Schmid kam vnd den Ampoß in die erden schlug vnd das eysen entzwey, vnd den meyster vnd knecht schlug.
5. Das eysen schlug er entzweye, Den Ampoß inn die erdt, Wenn man in darumb straffet, So nam er auff keyn leer. Er schlug den knecht vnd meyster Vnd trib sie wider vnd für. Nun dacht der meyster offte, Wie er seyn ledig wür.
Hie schickt der meyster Seyfrid auß, in meinung, das er nit wider sol kummen.
6. Do lag ein mercklich Trache Bey eyner Linden all tag, Do schickt jn hin seyn meyster, Das er solt haben frag. Ein koler saß im walde, Des solt er warten eben, Hinder derselben Linden, Der solt im Kolen geben.
Hie kam Seyfrid zu der Linden da der Trach lag vnd erschlug in zu todt.
7. Damit so meynt der Schmide, Der wurm solt in ab thon. Als er kam zu der Linden, Den wurm that er beston. Er thet in bald erschlagen, Der junge, küne man. Do dacht er an den Koler, Zu dem gieng er in den than.
Hie bedecket Seyfrid das gewürme mit baumen, vnd bringt ein fewr vom Koler, vnd wil sie all verbrennen.
8. Do kam er in ein gwilde, Da so vil Trachen lagen, Lindtwürm, Krötten vnd Attern, Als er bey seynen tagen Het ye gesehen ligen, Zwischen bergen in eym thal. Da trug er zam die baumen, Ryß die auß vberal.
9. Die warf er auff die würme, Das keyner auff mocht farn, Das sie all musten bleyben, Als vil als jr da warn. Da lieff er hin zum Koler, Da fand er fewr bey jm, Das holtz thet er an zünden, Vnd ließ die würm verbrinn.
Hie nympt Seyfrid ein fewr bey dem Koler, vnd will die würme verbrennen.
10. Das horn der würm gund weychen, Ein bechlein her thet fließ. Das wundert Seyfrid sere, Ein finger er dreyn stieß. So jm der finger erkalte, Do was er jm hürneyn. Wol mit demselben bache Schmirt er den leybe seyn,
Hie schmirt sich Seyfrid vnd wirdt aller hürnen, dann zwischen den schultern nicht.
11. Das er ward aller hürnen, Dann zwischen den schultern nit, Vnd an der selben statte Er seynen tode lidt, Als jr inn andern dichten Hernach werdt hören wol. Er zoch an Küng Gybichs hoffe Vnd was auch manheyt vol.
12. Er dienet willigklichen Dem Künig seyn tochter ab, Vnd das der Künig Gybich Im die zum weybe gab. Die het er wol acht Jare. Nun hört, was da ergieng, Ee sie jm ward zu thayle, Was wunders er anfieng.
13. Nun mügt jr hören gerne: Wie der Nyblinger hort Gefunden ward so reyche Bey keynem Kayser fort Den fand Seyfrid der küne Bey eyner staynen wandt, Den het ein Zwerg verschlossen, Der was Nybling genant.
14. Do den gezwerg Nyblinge Im berg der todt vertryb, Er ließ drey sün vil junge, Den was der schatz auch lieb. Sie sassen in dem berge, Hütten Nyblinges hort, Darumb sich von den Hewnen Hub jämmerlicher mordt
15. An manchem Held vil küne, Die da wurden erschlagen Wol in den herten streyten, Als jr noch hörend sagen. Das niemand kam daruone, Das thu jch euch bekandt, Wan Dieterich von Berne Vnd meyster Hiltebrandt.
16. Ein Stadt leyt bey dem Reyne, Dieselb ist Wurms genant, Darinn da was gesessen Ein Künig, Gybich gnant. Der het mit seyner frawen Drey sün so hoch geporn, Ein tochter, durch die warde Manch küner Held verlorn.
17. Der jungen waren dreye Zu künig, als jch sag. Jr schwester die was schöne, Die thet vmb ein mittag Wol in ein fenster stane. Do kam ein wilder Trach Geflogen inn den lüfften, Vnd nam die schöne magdt.
Hie kumpt der Trach geflogen, vnd füret die Junckfraw Krimhilden mit jm dahin.
18. Die Bürg die ward erleuchtet, Als ob sie war entprant, Da flog der vngehewre Mit der Junckfraw zu handt, Er schwang sich in die lüffte Hoch gen dem gwülcken an. So sach man vatter vnd muter Gar trawrigklichen stan.
19. Er fürt sie in das gepirge Auff eynen stayn so lang, Das er ein vierteyl meyle Den schat auffs birge zwang. Die Junckfraw durch jr schöne Dem Trachen so lieb was, Mit essen vnd trincken Ir bey jm nichts gebrast.
20. Er het sie auff dem steyne Biß in das vierdte Jar, Das sie gesach keyn menschen, Das glaubet mir fürwar. Sie was auch alters eynig Zwölff wochen oder mee, Sie waynete täglichen, Ir ellendt thet jr wee.
Hie legt der Trach seyn haupt in der Junckfrawen schoß, als er sie auff den stain het bracht, vnd ruet.
21. Der Trach legt da seyn haupte Der Junckfraw inn jr schoß Dannocht so was seyn stercke So gar vnmassen groß, Wenn er den athem auß ließ, Oder den an sich zoch, Das der stayn dann erzittert Vnder dem Trachen hoch.
22. An eynem Ostertage Ward der Trach zu eym man. So sprach die Junckfraw reyne "Wie vbel habt jr than An meynem vatter, herre, Vnd an der muter meyn, Das sie leydt jamer vnd layde, Die edel Künigein.
23. O wee, vil lieber herre, So ist es mancher tag, Das jch meyn vatter vnd muter Doch layder nie gesach, Vnd auch meyn liebsten brüder. Möcht es mit fuge seyn, Ich sech sie also gerne, Wölt jch euch dancken feyn.
24. Wölt jr mich hayme lassen Vnd füren wider haym Ich gib euch meyn haupt zu pfande, Kum wider auff den stayn. Des gwert mich, edler herre, Wol durch den werden Got. Des wil jch ymmer mere Gern laysten ewer gpot."
25. Do sprach der vngehewre Zu der magdt also her "Deyn vatter vnd deyn muter Gesichst du nymmer mer, Noch auch keyn creature Sichst du doch nymmer an. Mit leyb vnd auch mit seele Must du zur hellen gan.
26. Du schönes magetleyne, Du darffst dich meyn nit schemen. Deyn leyb vnd auch deyn leben Das wil jch dir nicht nemen, Von heut vber fünff Jare Wird ich zu eynem man, So nym jch dir deyn magthumb, Junckfraw gar wol gethan.
27. Also must du mir beyten Fünff Jar vnd eynen tag, So wirst du dann ein frawe, Ob jch das schicken mag, So muß deyn leyb vnd seele Hin zu der hellen grund. So bist du des Künigs tochter, Dem jch es noch mach kund.
28. Was jch dir hie nun sage, Das ist endtlichen war, Das ein tag in der helle Leng hat ein gantzes Jar. Da must du immer seyne Biß an den jüngsten tag. Wil sich Gott deyn erbarmen, Das steet gleych auff der wag."
29. "Hort jch meyn tag ye sagen, Gewaltiger Jhesu Christ, Das du gewaltig werest Vber alles, das da ist Im hymel vnd auff erden, Vnd vber alle Ding. Ein wort zersprach die helle, Das von deym munde gieng.
30. O reyne mayd Maria, Du hymel Kayserein, Ich empfilch mich in deyn gnade, Ich armes megetlein, Seyd von dir sagen die bücher, Vil tugentreyche Junckfraw, Hilff mir von disem stayne, Als wol jch dir vertraw.
31. Westen mich meyne brüder, Auff diesem holen stayn, Vnd gült es jn jr leben, Sie brechten mich wider heym, Darzu meyn lieber vatter, Sie hülffen mir auß not." Sie waynt auß jren augen All tag das blut so rot.
Hie sendet der Künig potten auß inn alle land, Krimhilden seyn tochter zu suchen.
32. Der Künig potten auß sandte Gar weyt inn alle land Nach seyner schönen tochter, Obs yemandt wurd bekandt. Das was das gröste leyden Inn aller welte weydt, Biß das sie von dem stayne Erlöst ein degen gmeyt.
33. Do was zu den gezeyten Ein stoltzer Jüngeling, der was Seyfrid geheyssen, Eyns reychen Künigs kind. Der pflag so grosser stercke, Das er die Löwen fieng Vnd sie dann zu gespötte Hoch an die baumen hieng.
34. Und do derselb Seyfride Gewuchs zu eynem man, Er wolt eyns morgens jagen Vnd reyten zu dem than Mit Habich vnd mit hunden, Der stoltze degen bald. Er het den starcken thieren Verzogen da den wald.
35. Do lieff seyner Bracken eyner Vor jm hin in den than. Bald reyt Seyfrid hinache, Der wunder küne man. Auff ein seltzam gespore, Do der Trach was gefarn mit der edlen Junckfrawen, Do dann die hunde warn.
36. Seyfrid eylt nach jn balde Vntz auff den vierdten tag, Das er essens vnd trinckens Vnd auch nie ruge pflag Biß an den vierdten morgen, Vber das birg so hoch. Seyfrid des wunders nicht verdroß, Er eylt jn hinden nach.
Seyfrid reyt in wald vnd will jagen.
37. Er was da new verirret Jnn disem finstern than, Das jm all straß vnd steyge Begunden fast abgan. Er sprach "O reycher Christe, Was hab ich her gewagt?" Er west noch nicht zu troste Der Kayserlichen magdt.
38. Nun hat Seyfrid gefochten Gar Ritterlich sey jar, Des dienten jm vil gerne Fünff tausent Zwerge zwar. Sie gaben dem werden Helden Gar willigklich jr gut. Er het ein wurm erschlagen, Vor dem hettens keyn hut.
39. Do kam der lieb Seyfride Wol für den Trachen stayn, Er het bey seynen zeyten Deß gleych gesehen kayn. Des war gar müde worden Beyde Roß vnd auch man. Do beyst der degen küne Wol von dem stayn hindan.
40. Do Seyfride der Helde Den Trachen ane sach, Nun mügt jr hören gerne, Vnd wie der Degen sprach: "O reycher Got von hymel, Was hat mich her tragen? Der Teuffel hat mich betrogen, Wer sol von wunder sagen."
41. Wie bald es vmb Seyfride Finstern alda began. Wie bald er seyne Bracken All an seyn arme nam! "Es wöl dann Got von hymel", So sprach der degen herr, "Auß disem finstern walde So kum jch nymmer mer."
42. Er gieng zu seynem Rosse Vnd wolt reyten daruon. Do sach er gen jm jagen Her durch den finstern than Ein Zwerg, der hieß Eugleyne, Seyn Roß schwartz als ein kol Fürt ein gewand pfelreyne Mit gold beschlagen wol.
Hie kumpt das Zwerg Euglein zum Hörnen Seyfrid im wald, vnd zeigt jm den Trachenstein.
43. Er fürt an seynem leybe Zobel porten beschlagen Vnd ein herlich gesinde, Als jch das höret sagen. Es was nie Künig so reyche, Es het jm wol bhagen, Er het es sicherlichen Mit ehren wol getragen.
44. Er fürt auff seynem haupte Ein kron von reicher art, Das nie auff diser erden Der gleych gesehen wardt. Es lag jm inn der krone Vil mancher Edler stayn, Die nie auff erd so schöne Der möcht geleychet seyn.
45. Do sprach das Zwerg Eugleyne, Do es den Held an sach, Nun mügt jr hören gerne, Wie es da zu ihm sprach. Er empfieng jn tugentlichen, Den außerwelten man, Er sprach "nun saget, here, Was bringt euch in den than?"
46. "Nun danck dir Got", sprach Seyfrid "Vnd du vil kleyner man, Deyner tugent vnd trewe Solt mich geniessen lan, Seyd das du mich erkennest, Wie hieß der vatter meyn, Ich bitt das du jn nennest, Vnd auch die muter meyn."
47. Nun was der Held Seyfride Gewesen seyne Jar, Das er vmb vatter und muter Nicht west als vmb ein har. Er ward wol ferr versendet Inn eynen finstern than, Darinn zoch jn ein meyster Biß er ward zu eym man.
48. Er gwan vier vnd zwentzig stercke Vnd yegklich sterck ein man. Do sprach zu jm das Zwerge "Will dir zu wissen thon: Deyn muter hieß Siglinge Vnd was von Adel geporn, Deyn vatter Künig Sigmund, Von den so bist du wordn.
49. Du solt von hynnen keren, Seyfrid, du werder man, Vnd thust du das nicht balde, Deyn leben must du lan. Auff dem stayn ist gesessen Ein Trach, wont da hie vorn, Vnd wirdt er deyn hie innen, Deyn leyb hast du verlorn.
50. Es wont auff disem stayne Die aller schönste magdt, Das wiß auch sicherlichen, Vnd sey dir hie gesagt, Sie ist von Christen leuten, Eyns Künigs tochter her. On Gottes erbarmunge Wirdts erlößt nymmer mer.
51. Ir vatter der heyst Gybich Vnd sitzet bey dem Reyn, Krimhilt heyst die Künigin Vnd ist die tochter seyn." Da sprach der held Seyfride "Die ist mir wol bekandt, Wir warn eynander holde In jres vatters landt."
52. Do Seyfride der küne Die mär da recht vernam, Seyn schwert stieß er in die erden Vnd zu dem stayne kam, Darauff schwur er drey ayde, Der außerwelte man, Das er nicht kem von dannen, Die Junckfraw wolt er han.
53. Do sprach das Zwerge Eugel "Seyfrid, du küner man, Wilt du dich solcher dinge Vmb sunst hie nemen an, Vnd schwürest des drey ayde, Die Junckfraw wöltest han, Des geb mir vrlaub balde Auß disem finstern than.
54. Ja hettest du bezwungen Das halbe teyl der erden Vnd zwo vnd sibentzig zungen, Das sie dir dienten gern, Christen vnd auch die Heyden Die wern dir vnderthan: Dannocht must du die schönen Hoch auff dem stayne lan."
55. Do sprach Seyfrid behende "Neyn, du vil kleyner man, Deyner tugent vnd trewe Solt mich geniessen lan. Vnd hilff mir hie gewinnen Das hübsche megetleyn, Sunst schlag jch dir das haupte Ab mit der krone deyn.
56. Verlür jch dann hie meyn leben Wol durch das schöne weyb, So entgült jch meyner trewe Vnd reds bey meynem leyb, On außgenummen Gotte, Der alle ding vermag, Sunst kan jr niemandt helffen, Fürwar jch euch das sag."
Hie nympt der Hürnen Seyfried den Zwerg bey dem har, vnd schlecht jn umb die staynen wand.
57. Do ward der Held Seyfride So grimmigklich gemut. Den Zwerg nam er beym hare, Der stoltze degen gut, Vnd schlug es krefftigklichen An eynes staynes wandt, Das jm seyn reyche krone Zu stück fiel alle sandt.
58. Er sprach "still deynen zoren, Du tugenthaffter man, Ich wil dir, edler Seyfrid, Rathen alles, was jch kan, Vnd wil mit gantzen trewen Dich weysen auff das gspor." "Des walt seyn doch der Teuffel, Warumb thetst duß nicht vor?"
59. Er sprach "hie ist gesessen Ein Ryß, heyst Kuperan, Dem ist das weyt gefilde, Tausent Rysen vnderthan. Derselbig hat den Schlüssel, Dauon der stayn auffgat." "Den zeyg mir", sprach Seyfride "So wirdt der Junckfraw rat.
60. Den solt du mir hie zeygen, So beheltst du deyn leyb." Do sprach das edel Zwerge "Must fechten vmb das weyb So seer in kurtzer zeyte, Als ich gesach keyn man." "Ich frew mich", sprach Seyfride Das jchs vernummen han."
61. Do weyset er Seyfride Hin bey dem berg fürbaß Vnd bey des staynes wande, Da des Rysen hauß was. Do rüfft Seyfrid hineyne Wol in des Rysen hauß Vnd hieß jn gar freundtlichen Den Rysen zu jm herauß.
62: Do sprang der vngehewre Rauß für die staynen wand Mit eyner stähleyn stangen, Trug er in seyner hand. "Was hat dich her getragen, Du vil junges bübelein? Gar bald in disem walde Sol es deyn ende seyn.
63. Des geb jch dir meyn trewe, Deyn leyb hast du verlorn." Do sprach der Held Seyfride "Gott ist zu hilff geporn, Der wöll mir yetz verleyhen Seyn sterck vnd auch seyn macht, Das du mir müssest geben Die Junckfraw so geschlacht.
64. Darumb wir ymmer mere Vber dich schreyen mordt, Das du in solch ellende Beschleust die Junckfraw dort In disem holen stayne Mit so grosser arbeyt, Mer dann vier gantze Jare Gelegen in grossem layd."
65. Do ward dem vngetrewen So grimmigklich seyn mut, Auff den Held neydigklichen Schlug er die stangen gut. Wol von der stangen lenge Dasselbig da geschach, Das man sie mer dann halbe Wol ob den baumen sach.
Hie ficht der Hürnen Seyfrid mit dem Rysen Kuperan vmb den Schlüssel.
66. Also schlug der Ryß Kuperan Vil manich schleg on zal, Die stangen wol ein klaffter Nider in die erd zu thal, Nach Seyfrid so geschwinde Ein schlag so krefftigklich. Seyfrid sprang als ein helde Fünff klaffter hinder sich.
67. Vnd fünff klaffter herwider Sprang zu jm der vil werd, Do sich der Ryß thet bucken, Die stang nam von der erd, Seyfrid schlug jm vil wunden, Das jm das blut her lieff, Das nie auff erd ward gschlagen Doch wunden also tieff
68. Auff sprang der vngehewre Vnd lieff Seyfriden an Mit seyner Stählein stangen Vnd sprach "du kleyner man, Du hast deyn leyb verloren So gar in kurtzem zyl." Do sprach zu jm Seyfride "Du leugst, ob es Got wil."
69. Vnd do der vngetrewe Der wunden do empfand, Die stangen ließ er fallen, Floch in die staynen wand. Do hat jn wol Seyfride Bracht in des todes peyn. Do dacht er an die mayde, Die müst gefangen seyn.
70. Der Ryß verband die wunden Vnd wapnet balde sich Inn ein vil gute Brinne, Die was gar köstenlich Von eytel klarem golde, Gehert mit Trachen blut. On Kaysers Ornit Brinne, So ward nie Brinn so gut.
71. Der Ryß an seyne seyten Ein vil gut schwerdt er band, Nach seyner leng vnd stercke Gemacht nach seyner hand Das was nach seyner schneyden, Ein land wolt man drumb geben. Wenn ers zum streyt auß zoge, Keyn man ließ er da leben.
72. Er setzet auff seyn haupte Von stahel ein helm hert, Der leuchtet, als die Sonne Auff Meeres flute fert. Er nam zu seyner hende Ein schildt als ein stadel thor, Vnd der was eyns schuchs dicke, Das glaubet hie fürwar.
73. Do sprang der vngehewre Her auß der staynen wandt, Ein andre stählein stangen Trug er in seyner handt, Die schneyd zu den vier orten, Als ye thet keyn Scharsach, Vnd klang auch also helle, Als ein Glock in thurnes tach.
74. Do sprach der vngehewre "Sag an, du kleyner man, Das dich der Teuffel hin füre! Was het jch dir gethan, Das du mich woltst ermörden In meynem eygen hauß?" "Du leugst", sprach Seyfride "Ich hieß dich zu mir rauß."
75. So sprach der starcke Ryse "Das du her seyst verflucht! Ich wil dir wol vergelten, Das du mich hast gesucht; Vnd hetst du das vermiden, Es wer dir villeycht als gut. Nun must du lernen hangen Vmb deynen vbermut."
76. "Das sol dir Got verbieten, Du bößwicht tugent leer, Ich bin durch henckens willen Warlich nit kummen her. Thu du mir hie gewinnen Die maget von dem stayn, Sunst sag jch dir fürware, Deyn leben das wirdt kleyn."
77. Do sprach der vngehewre "Das sey dir hie gesayt, Das jch dir nymmer mere Hilff gewinnen dise maydt. Ich wil dirs vnder brechen, Du weyst nicht meynen mut, Ich bring, das dich nymmer mer Glust keyner Junckfraw gut.
78. Darumb so sey dir heute Vnd ymmer widerseyt." Do sprach Seyfrid hinwider "Ich was heut frü bereyt." Do lieffen sie zusammen, Die zwen vil künen man, Mit also schweren schlegen Da inn dem finstern than.
79. Wol von jr beider stercke Ein solcher streyt geschach, Das man das wilde fewre Do auff den helmen sach. Wie gut der schilt auch wase, Vnd den der Ryse trug, Seyfrid doch gar behende Im den zu stücken schlug.
80. Darzu dem Rysen lange Seyn wehr jm vnderrandt. Er schriet jm von dem leybe Seyn gut stählein gewandt. Da stund mit blut berunnen Der Ryse Kuperan Mit sechtzen tieffen wunden, Die er vom Seyfrid nam.
81. Laut rüfft auß seynen nötten Der Ryse Kuperan "Du edler degen Herre Solt mich geniessen lan. Du fichst auß gantzem leybe Vnd von gantzer manheyt, Du bist von allen ehren Eyn Degen vnuerzeyt.
82. Du stehest hie alters eyne Vnd bist ein kleyner man Hie gegen mir zu schätzen, Ich dich nicht gwinnen kan. Du solt mich lassen leben, So wil jch geben dir Brinne, schwerdt vnd mich selber Solt du haben von mir."
83. "Das wil jch thun vil gerne" Sprach Seyfrid, der werde man "Wilt du mir vom stayn gewinnen Die maget wunnesam." So schwer jch dir hie trewe. Du solt on zweyffel sein, Ich gewinn dir von dem stayne Das schöne magetleyn.
84. Da schwuren sie zusammen Zwen ayd die frembden gest. Seyfrid der degen herre Der hielt den seynen vest. Dannoch ward der vntrewe An Seyfrid sigelloß, Des er an seynem ende Gar lützel da genoß.
Hie schwerdt der Ryß Kuperan dem Hürnen Seyfrid, er wöll jm die Junckfraw helffen gewinnen von dem stayn.
85. Do sprach der starcke Ryse Zum werden Ritter mee "Nun weyß Got, traut geselle, Mir thun meyn wunden wee." Do reyß er von seym leybe Sein vil gut seyden gewandt, Damit er dem vngetrewen Seyn wunden selber bandt.
86. Do sprach der vngetrewe "Wiß, trawt geselle meyn, Da ligt des staynes wende. Wo mag die thüre seyn, Das sollen wir besehen, Vil tugenthaffter man. Was eyner dem andern thet, Das sey verrichtet schon."
87. Sie giengen mit eynander Wol für eyns wassers thamm. Vil bald der vngetrewe In seyn hand das schwerdt nam, Vnd do der held Seyfride Vor jm gieng in den wald, Do sprang der vngetrewe Auff Seyfriden gar bald.
88. Er gab dem held Seyfride Ein vngefügen schlag, Das da der Ritter edel Vnder seynem schildte lag. Inn allen den geberden, Als ob er were todt Auß nasen vnd auß munde Schoß jm das blut so rot.
Hie wirdt der Ryß Kuperan trewloß an dem Hürnen Seyfrid vnd schlecht jn hinderwertling, das er zu der erden fiel.
89. Do nun der held Seyfride Lag vnder seym schilt preyt, Do was das Zwerge Eugel Zu hand da wol bereyt. Er nam ein nebel kappen Vnd warffs vber den man. Wie feyndt der Ryß jm ware, Noch müst er jn verloren han.
Hie setzt das Zwerglein dem Hürnen Seyfrid ein Nebelkappen auff, das jn der Rys Kuperan nicht sehen mocht.
90. Der Rys lieff zun baumen Vnd sucht den werden man. "Hat dich der Teuffel hin gefürt, Oder hats Got gethan, Mit dir gethan ein zeychen? Nun thetst du erst hie stan, Vnd lagest erst gestrackte, Vnd jch dich verloren han."
91. Der red begund zu lachen Das Zwerglein wunnesam. Es richtet auff Seyfriden Vnd setzt jn auff den plan. Da saß er ein gut weyle, Der außerwelte man, Biß das der degen küne Ein wenig sich versan.
92. Vnd do der Held Seyfride Wider zu jm selber kam, Do sach er neben jm sitzen Den Zwerg so wunnesam. "Nun lon dir Got", sprach Seyfrid "Du wunder kleyner man. Ich kan nicht anderst sprechen, Du hast mir wol gethan."
93. Do sprach der Zwerge Eugel "Das must du mir veriehen. Vnd wer jch dir nicht kummen, Dir wer noch wirsch geschehen. Volg nach hie meyner lere, Verwig dich der mayd gar, Kum inn der kapp von dannen, Das der Rys nicht werd gewar."
94. Do sprach der Held Seyfride "Vnd das mag nicht geseyn. Vnd het jch tausent leybe, So wiß die trewe meyn, Die wölt jch alle wagen Durch die magdt wolgethan. Ich wils noch baß versuchen, Wie es mir wöll ergan."
95 Wie er so degenliche Die kappen von jm rieff! Das schwerdt zu beyden henden Hieb jm acht wunden tieff, Dem vngefügen manne. Laut rüfft er zur maget, Der starck Ryß Kuperane Wer schier zu todt erschlagen.
96. "Du fichtest auß dem leybe Mit deyner gantzen macht. Nun sich jch dich doch eynig Vor mir stan vnuerzagt. "Vnd schlechst du mich zu tode, Du außerwelter man, So ist auff erden niemandt, Der zu der Junckfraw kan."
97. Darumb der held Seyfride Het vil manchen gedanck Wol von der grossen liebe, Die jn zur mayde zwangk. Er müst in genesen lassen, Den vngetrewen man. Er sprach "heb dich deyn strassen, Du must vor mir hingan.
98. Vnd weyse mich auch balde Hin zu der maget fron. Ich schlach dir ab deyn haupte, Vnd solt die welt zergon." Do müst der vngetrewe Vnd durch die rechten not, Das jm der held Seyfride Der jungen Ritter pot.
99. Sie giengen mit eynander Für den Trachenstain beyd sand. Wie bald nam der vngetrewe Den schlüssel inn die hand! Der steyn ward auffgeschlossen Vnd vnten auff gethan. Acht klaffter vnter der erden Was die thür verporgen schon.
100. Als der stain ward entschlossen Vnd vnten auff gespert, Wie bald der held Seyfride Den schlüssel hielt gar hert. Er het jn von dem schlosse Gerissen bald herdan, Er sprach "heb dich deyn strasse, Du must vor anhin gan."
101. Sie wurden beyde müde, Ee sie kamen auff den stayn. Vnd do der held Seyfride Ersach die maget reyn, Do begundt sie seer waynen, Als wir noch hören jehen, Sie sprach "jch hab dich, Ritter, In meynes vatters hauß gesehen."
102. Also sprach die Junckfrawe "Biß willkumm, Seyfrid, herre meyn. Wie lebt meyn vatter vnd muter, Zu Wurms wol an dem Reyn, Vnd meyn vil lieben brüder, Die drey Künig lobesan? Das sag mir durch deyn trewe, Solt michs geniessen lan."
103. Do sprach der Held Seyfride "Schweyg, laß dein waynen seyn. Du solt mit mir von hinnen, Du schöne Junckfraw reyn, Wan jch dir hilff gar balde Von diser grossen not, Oder jch muß sicherlichen Darumb hie sterben todt."
104. "Nun lon dir Got, Seyfride, Du Ritter wolgethan. Ich fürcht aber, du mögest Dem Trachen nicht wider stan. Es ist der grewlichst Teuffel, Den jch han ye gesehen. Vnd wirst du jn ansichtig, Die warheyt must du jehen."
105. Do sprach der Held Seyfride "Er mag so scheutzlich nicht seyn. Ich hab nicht gern verloren Die grosse arbeyt meyn. Ich hab so seer gestritten Mit dem vngefügen man. Vnd wenn er wer der Teuffel, So will ich jn bestan."
106. "Nun lon dir Got, Seyfride, Du hast die groß arbeyt Durch meynent willen erlitten Vnd durch mich angeleyt. Vnd hilfft mir Got zu lande, Das wisse one won, Des gib jch dir meyn trewe, Keyn andern für dich han."
107. Do trat fürbaß den stayne Der starcke Ryß Kuperan, Er sprach "hie ist geporgen Ein schwerdt vil wol gethan, Damit ein Ritter edel Dem Trachen siget an. Sunst ist keyn kling auff erden, Die den Trachen gwinnen kan."
108. Als er sagt von dem schwerdte, Da was die warheyt an. Als er sich do nicht hute Vor dem vngetrewen man, Do schlug der starcke Ryse Dem Ritter edel ein wund, Das er kaum mit eym bayne Auff dem Trachenstain stund.
109. Do begriffe er den Rysen, Sich hub ein ringen groß, Das der Trachenstain erzittert. Der junckfraw schreck ws groß. Sie waynt vnd wand jr hende, Die zart Junckfraw reyn, Sie sprach "ach Got von hymel, Stehe heut dem rechten bey!"
Hie het der Ryß den Hürnen Seyfrid schier von dem stayn gestossen.
110. "Vnd solt du vmb meynent willen Deyn leib verloren han, So muß jch an meym hertzen Jämerlichen kummer han, So wil jch mich verfallen Von diser grossen not Vber disen holen stayne, Das jch gelige todt.
111. Darumb, du held Seyfride, Bewar den deynen leib Vnd denck an deyn arbeyte Vnd an mich armes weib." Do sprach der held Seyfride "Du schöne magt vil her, Ich traw mich zu erweren, Sorg nur für mich nicht mer."
112. Sie rungen mit eynander, Das sach das schöne weib. Do must der vngetrewe Verlieren seynen leyb. Seyfrid greyff jm in die wunden, Dem vngefügen man, Vnd zert jms von eynander; Da mocht er nymmer stan.
113. Der Ryß begundt sich neygen Für Seyfrid auff den plan. "Du solt mich leben lassen, Du tugenthaffter man, Das bitt jch dich vil sere, Du Ritter vnuerzagt. Ich bin drey mal trewloß worden, Das sey Got ymmer klagt."
114. Do sprach der held Seyfride "Deyn red ist nun verlorn. Ich hab mit augen gsehen Die maget hoch geporn." Er nam jn bey dem arme, Warff jn vom stayn hindan. Er sprang zu hundert stücken. Des lacht die Junckfraw schon.
Hie wirfft der Hürnen Seyfrid den Rysen vber den Trachenstain ab.
115. Do nun der held Seyfride Den öbern stain gewan, Do gieng er gezogenliche Wol für die maget schon. "Du schöne vber alle weybe, Du solt deyn waynen lon. Ich bin yetzund genesen Durch dich, du maget fron.
116. Nun hilff jch dir auch balde Auß diser grossen not, Oder jch muß sicherlichen, Für dich hie ligen todt." "Nun lon dir Got, Seyfride, Ein Ritter vnuerzagt. Ich fürcht do auff meyn trewe, Vns nahet grosses layd."
117. Do sprach der held Seyfride "Nahet vns dann groß arbeyt, Das ist mir innigklichem Von gantzem hertzen layd. Nun bin jch doch genesen Biß an den vierdten tag Vngessen vnd vntruncken, Vnd keyner rhu nie pflag."
118. Darumb erschrack der kleyne Eugel, der Zwerg so gut, Vnd auch die Junckfraw here Vmb Seyfrids vngemut. Der Zwerg sprach zu Seyfride "Bring euch die besten speyß Her auff den holen stayne Euch Seyfrid hie zu preyß.
119. Ich gib euch essen vnd trincken Viertzehen tag genug." Her auß dem holen berge Es da das essen trug. Im dienten da zu tische Vil manich Zwerg so gut, Darzu auch die Junckfrawe Het Seyfrid wol in hut.
120. Ee das sie angebissen, Da hörten sie ein schall, Als ob das hoch gebirge Do alles fiel zu thal. Darumb erschrack vil sere Das schöne magetleyn. Sie sprach "vil lieber herre, Erst wirdts ewer ende seyn.
121. Vnd das auch alle welte Stünde in vnser handt, So wer wir zwey verloren, Das wiß, küner weygandt." Do sprach der held Seyfride "Wer wil vns nemen das leben, Das vns Got durch seyn güte Auff erden hat gegeben?"
122. Seyfrid nam seyn hembd seyden Vnd wischt jr ab den schwaiß, Der Junckfraw minnigklichen, Der was vor engsten haiß. Seyfrid sprach "solt nit trauren, Dieweyl jch bey dir bin." Die Zwerg, die hetten gdienet Zu Tisch, die fluhen hin.
123. Als die zwei hertzen liebe Inn jrem gespreche warn, Do kam bey dreyen meylen Der Trach daher gefarn. Das sach man bey dem fewre, Das von jm da thet gan. Wol dreyer rayß spieß lange Vor her das fewre pran.
Hie sitzt Seyfrid vnd die Junckfraw auff dem Trachenstain vnd wöllen essen, so kumpt der Trach gefaren, vnd bringt sechtzig jung Trachen mit jm.
124. Das macht, er was verfluchte Inn ein Teuffelische art, Darumb zu allen zeyten Der Teuffel bey jm war Inn gestalt eyns fewrin Trachen, Doch was es jm on peyn. Seyner seel vernunfft vnd synne Das must alles willig seyn.
125. Do braucht er seyn vernunffte Nach menschlicher natur Ein tag vnd auch fünff Jare, Biß er zum menschen wur, Ein schöner Jüngelinge, Als er ye was gesucht. Das kam jm von bulschaffte, Ein weyb jn da verflucht.
126. So durch schön der Junckfrawen Der Trach menschlichen het, Wenn die fünff jar hin kemen, Das er sie nemen thet Vnd sie also möcht haben, Weyl er ein Trache wer, So wurd sie jm zu theyle. Das sunst gschech nymmer mer.
127. Vnd da jm nun Seyfride Die Junckfraw nemen wolt, Die er het lang gespeyset Vnd sie zu Wurms het gholt, Darumb was er so grymmig Hyn an den stayn gefarn. Mit hitz wolt er verbrennen, Die auff dem stayne warn.
128. Nun hat die Junckfraw sorge Vnd Seyfrid rathe gab, Sie wölten sich verbergen, Das er sie nicht hinab Am flug beyde thet stossen, In ein hölen, die do was Vnder dem Trachenstayne Inn berg gieng, glaubet das,
129. Biß das der Trach gefriste Vnd auch vor seyner hitz. Do kam er her mit fewre, Nach Teuffelischer witz Kam er an stayn gefaren, Das sich der stayn erschütt, Das seyd die welt was gestanden, Der stayn so was zerrüt.
130. Nun het mit jm genummen Seyfrid des Trachen schwerdt, Das Kuperan jm weyset, Do er jn zu mörden gert Hoch auff dem Trachenstayne, Do er sich bucken solt Am end des stayns zum schwerdte, In abher stossen wolt.
131. Nun sprang her auß der hölen Seyfrid mit disem schwerdt. Mit grossen grymmen schlegen Er da des wurmes gert. Der wurm mit seynen krappen Seyfrid den schildt ab reyß Das jm von grossen engsten Ab ran das wasser hayß.
Hie ficht der Hürnen Seyfrid auff dem stayn mit dem Trachen.
132. Der stayn gewan ein hitze Oben aller wie ein glut, Als wie ein glüyg eysen Man auß der Esse thut, Macht der wurm vngehewre Die hitze also groß, Vnd ymmer gen Seyfride Das hellisch fewre schoß.
133. Do hettens auff dem stayne Vnd auff dem holen berg Ein vngestümes wesen, Vnd das die wilden Zwerg All luffen hin gen walde, Vnd nam jm yedes für, Der berg der müst einfallen, Das es esyn leben verlür.
134. Nun waren Nyblings söne Zwen in dem berg gewest, Die waren Eugels brüder, Hetten gehütet vest Jrs vatters Nyblings schatze. Do nun der berg thet wagen, Da liessen die zwen Künge Den schatz außher tragen.
135. Vnd stiessen jn in ein hölen Da inn ein staynen wandt Vnder den Trachenstayne. Darnach jn Seyfrid fand, Als jr hernach werdt hören, Von Eugel dem Gezwerg. Das west nicht von der fluchte, Das leer da was der berg.
136. Darinn auch von dem schatze, Den sie hetten verporgen. Es het sich auch behalten Des wurms halb mit sorgen. Sie hetten all sampt forchte, Es wurde Seyfrid nötten, So wurd der wurm die Zwerge Darnach all sampt ertödten.
137. So er das magtlich bilde Durch die Zwerge so verlür. Wann der Trach west den steyge Vnd auch des staynes thür, Wenn er sich külen wolte, So lag er inn dem gang, Wenn das die Junckfraw schlieffe. Von jr was er nicht lang.
138. Wann er dann speyß ye holte, So es was winters zeyt, So saß sie vnder dem stayne Wol fünfftzig klaffter weyt. So lag er vor dem loche Vnd hielt jr auf die kelt. Nun müß wirs wider anfahen, So jrs auß hören wölt.
139. Do ward der stayn erleuchtet. Do muß der held Seyfrid Fliehen die grosse hitze, Die er vom Trachen lid, Die vor jm here triben Die flammen blaw vnd rot. Des must sich Seyfrid verbergen, Des zwang jn grosse not.
140. Die Junckfraw vnd Seyfride Flohen vnden inn den berg, Biß sich des Trachen hitze Ein wenig droben verzert. Er tratt beseyts hynumbe Vnd kam vber den schatz, Er meynt, jn het der Trache Gesamlet auff dem platz.
141. Der schatz was jm vnmere. Do sprach das magetlein "Vil edler herr Seyfride, Erst nahet vns groß peyn. Er ist mit sechtzig geflogen, Die haben alle gifft. Seind sie noch auff dem stayne, Ewer krafft es vbertrifft."
Hie fleucht Seyfrid die grossen hitz des Trachen herab in ein hölen vnd kült sich vnd ruet vnd findt vngeferd ein schatz, der was gewest Nyblings des Künigs der Zwerg.
142. "Nun hab jch ye gehöret", Sprach Seyfrid hochgeporn, "Wer sich an Got hin liesse, Der ward doch nie verlorn. Müß wir denn beyde sterben, So sey es Got geklagt, Das ich mich deyn an neme, Du außerwelte magdt."
Hie kumpt Seyfrid auff den Trachen stayn vnd ficht mit dem Trachen, so fliegen die andern Trachen all daruon.
143. Do ward der held Seyfride So grimmig vnd so feyg. Seyn schwerdt das gundt er fassen Vnd zu dem stayne steyg. Do fielen ab die Trachen, Die mit jm kamen gfaren, Vnd flugen wider jr strassen, Da sie her kummen waren.
144. Der alt Trach bleyb alleyne Vnd thet Seyfriden not. Im gieng auß seynem halse Groß flammen blaw vnd rot. Er stieß gar offt vnd dicke Seyfriden, das er lag. Er kam bey seyner zeyte Nie inn so grosse klag.
145. Der Trach so Teuffelischen Mit seynem schwantze facht, Das er den held Seyfriden Gar offte dareyn flacht Vnd meynt jn ab zu werffen. Wol von dem stayn so hoch. Seyfrid sprang auß der schlingen, Daß er jn nicht dreyn zoch.
146. Seyfrid der schlug mit grymmen Den wurm wol auff das horn. Er mocht nicht lenger bleyben Vnd schlahen den wurm vorn. Er schlug jn auff die seyten Wol auff ein hürnen dach, Yedoch so must er leyden Vom wurme vngemach.
147. Er schlug so weych das horen Mit seynem schwerdt so gut. Vnd auch die hitz vom Trachen, Als wer gemacht ein glut Mit eynem fuder kolen, Die alle wern ein brandt. Erst ward das horn weychen, Das es ab von jm randt.
148. Er hieb jn von eynander Wol inn der mit entzwey, Das er fiel von dem stayne Zu stücken mancherley. Do stieß er darnach balde Das ander auch hin nach. Da lieff die Junckfraw here, Zum Seyfrid was jr gach.
Hie hat der Seyfrid den Trachen zerhawen, vnd wirfft die stück hinab.
149. Er fiel vor grosser hitze Vnd west nicht, wo er was, Das er vor grosser onmacht Vnd müde kaum genaß, Das er nicht sach noch höret Vnd niemand kennen kundt. Seyn farb was jm entwichen, Kol schwartz was jm sein mundt.
Hie ligt Seyfrid in eyner onmacht vor grosser hitz vnd müde.
150. Do er nun lang gelage Vnd wider sterck gerucht, Do gundt er wider sitzen, Seyn hertzen lieb er sucht. Do sach er sie dort ligen So jämmerlich für todt. Seyfrid sprach "Got von hymel, O wee meyner grossen not!"
151. Er legt sich an jr seyten Vnd sprach "Got müß erbarm, Sol ich dich todt heym füren?" Er legt sie an seyn arm. Do kam der Zwerge Eugel Vnd sprach da zu der stund "Ich gib ein wurtz der maget, Das sie bald werd gesund."
Hie ligt Seyfrid vnd die Junckfraw, vnd sie ist von seynet wegen kranck worden vnd seer betrübt, in dem so kumpt der Zwerg Eugel vnd gibt jr ein wurtz in mund, so wirdt sie gesund.
152. Vnd do die Junckfraw reyne Die wurtz in mund genam, Do ward sie bald auff sitzen Vnd zu jr selber kam. Sie sprach "Seyfrid vil werde, Thu mir deyner hilffe kundt!" Sie halßt in minnigklichen Vnd küßt jn an seyn mundt.
153. Do sprach zum held Seyfride Eugel, das edel Zwerg "Kuperan, der falsch Ryse, Bezwang den vnsern berg, Darin wol tausent Zwerge Müsten jm seyn vnderthan Vnd zinßten vnser eygen land Dem vngetrewen man.
154. Nun habt jr vns erlöset Vnd hie gemachet frey, Des wöll wir euch gern dienen, Als vil als vnser sey, Vnd will euch heym beleyten, Euch vnd die maget feyn. Ich weyß euch weg vnd steyge Biß gen Wurms an den Reyn."
155. Der Zwerg fürts heym zu hause Inn den holen berg hineyn. Er gab jm willigklichen Sein speiß vnd auch den weyn. Das best so mans mag haben Oder erdencken woll; Als das jr hertz begerte, Des was der berge vol.
156. Seyfrid der nam vrlaube Von Eugel, dem Künig herr, Vnd von seyn zewyen brüdern, Die waren Künig, als er. Do sprachen die werden Künig "Seyfrid, ein degen gemeyt, Vnser vatter Nyblinge Ist gestorben vor leyd.
157. Hat euch der Ryß Kuperan Bracht hie in todes not, So müsten alle Zwerge Seyn all im berge todt, Drumb das wir euch den schlüssel Beym Kuperan hand zeygt, Der zu dem stayn gehöret, Darauf dann lag die meyd.
158. Nun hat das vnter kummen Ewer edle werde handt, Des sol wir auch ymmer dancken, Edler Künig hochgenant, Des wöll wir euch beleyten, Euch vnd die Junckfraw fron, Das euch geschech keyn layde, Vnser tausent mit euch gan."
Hie setzt Seyfrid die Junckfraw hinder jn, vnd will mit jr heym reyten, so wöllen jm die Zwerg das geleyt geben. Die schickt er wider heim vnd behelt nur das Zwerge Eugel bey jm, das weyset jm den weg.
159. "Neyn" sprach der held Seyfride "Ir solt hie beleyben." Er setzt die Junckfraw hinder sich Vnd thet die Zwerg heym treyben. Dann alleyn Künig Eugel Das Zwerg do mit jm reyt. So sprach zu jm Seyfride "Nun sag mir, held gemeyt,
160. Laß mich deyner kunst geniessen, Astronomey genant. Dort auff dem Trachenstayne Heut frü du hast erkandt Die Stern vnd jr anzeygen, Wie es mir sol ergan, Mir vnd meym schönen weybe, Wie lang sol jch sie han?"
161. Do sprach das Zwerge Eugel "Das wil jch dir veriehen, Du hast nur acht Jare, Das hab jch wol gesehen, So wirdt dir dann dein leybe So mörderlich genummen, So gar on alle schulde Da vmb dein leben kummen.
162. So wirdt deyn todt dann rechen Deyn wunder schönes weib. Darumb so wirdt verlieren Manch held den seynen leib, Das nyndert mer keyn helde Auff erden lebendig bleybt. Wo lebt ye Held auff erden, Der also ist beweybt?"
163. Seyfrid der sprach behende "Wird jch in kürtz erschlagen Vnd wird so wol gerochen, So wil jch nit fragen, Von wem jch wird erschlagen." Sprach Eugel zu jm drat: "Ja, auch deyn schönes weybe Leyt auch des krieges todt."
164. "Nu thu dich heyme keren" Sprach Seyfrid zu dem Zwerg. Sie schieden sich so harte. Sich keret zu dem berg Eugel der Künig herre. Nun dacht Seyfrid daran, Wie er dort in dem stayne Den schatz het ligen lan.
165. Nun hat er zwen gedancken: Den ein auff Kuperan, Den andern auff den wurme, Welcher den schatz het gelan. Er meynt, jn het gesamlet Der wurm nach menschen witz, Wenn er würd zu eym menschen, Thet er den schatz besitz.
166. Er sparch "sol jch mit note Den stayn gewunnen han, Was jch dann drinnen funde, Das erbt von recht mich an." Er randt vnd holt den schatze, Er vnd sein schönes weyb, Er lud jn auff seym Rosse, Das er vor jm her treyb.
167. Do kam er an den Reyne, Do dacht er in seym mut "Leb jch so kurtze zeyte, Was soll mir dann das gut? Vnd sollen alle Recken Vmb mich verloren seyn, Wem solt dann dises gute?" Vnd schüt das in den Reyn.
Hie versenckt Seyfrid den schatz in den Reyn, den er gefunden het in dem Trachenstayn.
168. Er west nicht, das die erben Waren die Künig im berg, Die da hetten verstossen Nyblings schatz, des alten Zwerg, Eugel, das Zwerg, seyn sune, Der west nicht vmb die ding. Er meynt, der schatz der lege Im berg noch gar gering.
169. Nun gewan man an Küng Gybich Das werde Potten brodt, Wie das seyn schöne Tochter Hernach kem also drat, Vnd wie sie wer erlöset Wol von dem wurm vnreyn. Gybich ließ bald auff bieten Dem Adel vnd der gmeyn.
170. Seyfrid dem edlen degen Yederman entgegen ritt, Als kein Kayser auff erden Deß gleych geehret nit. Der Künig ließ auß bieten Inn alle Reych vnd landt, Künig, Fürsten und Herren Thet man die mär bekandt,
171. Das yederman da keme Gen Wurms ja an den Reyn Wol auff die werden hochzeyt. Fünfftzehen Fürsten ritten ein Die wurden wol empfangen, Als man denn Fürsten sol. Da hub sich an freud gar drate. Das landt was herren voll.
172. Nun weret die hochzeyte Mer dann viertzehen tag, Das man rendt vnd thurnieret Vnd Ritterspil da pflag. Man het sechtzehen Thurniere. Darnach reyt yeder dann, Man schencket futer vnd nagel Beyde Roß vnd dem mann.
173. Seyfrid gab solche geleyte Vnd stercket das gericht. Het eyner Gold getragen, Er dorfft sich fürchten nicht, Also mit grosser stercke Er alle ding bestelt. "Das wöll der Teuffel," sprach Günther "Das man so werdt hie held
174. Für ander Held so küne, Die hie nun seind geschmecht, Die also gut von Adel, Als er ist von geschlecht Er tregt an jm all tage Die wappen vnd die ring, Damit helt er die Helden Inn disem land gering."
175. Do sprach der grymmig Hagen "Er ist der schwager meyn. Will er die land regieren Herniden an dem Reyn, So sol er eben schawen, Das ers nicht vbersech, Wann jch war ye der erste, Vnd der ein solches rech."
176. Do sprach Gyrnot der degen "Meyn schwager der Seyfrid, Ich geb auß meyner hande Das aller beste glid, Das vnser vatter Gybich Het hie den meynen mut, So sag jch, hie Seyfride Thet jm die leng keyn gut."
177. Also die drey jung Künge Seyfriden trugen haß, Biß das die zwar geschwigen, Vollendeten beyde das, Das Seyfrid todt gelage. Ob eynem prunnen kalt Erstach jn der grymmig Hagen Dort auff dem Otten waldt
178. Zwischen den seynen schultern; Vnd da er fleyschend was, Do er sich kült im prunnen Mit mund vnd auch mit naß. Sie warn der Ritterschaffte Geloffen in ein gsprech, Do wurd es Hagen befolhen, Das er Seyfrid erstech.
179. Die drey brüder Krimhilde Wer weyter hören wöll, So wil jch jm hie weysen, Wo er das finden söl. Der leß Seyfrides hochzeyt, So wird er des bericht, Wie es die acht jar gienge. Hie hat ein end das dicht.
Druck N von Georg Wachter, Nürnberg, o.J. (um 1540). Abdruck nach: Paul Piper: Die Nibelungen. Bd.1, DNL, Berlin/Stuttgart 1889, S.143-166 Anmerkung: die Textteile in kleiner Schrift sind die Überschriften zu den 27 im Original enthaltenen Holzschnitten (vermutlich von Hans Sebald Beham) |
Inhalt Text Bibliografie Illustrationen work-in-progress Presse/Info Shop Mail