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Der Hürnen Seyfrid ist eine spätmittelalterliche Fassung des
Nibelungen-/ Siegfriedstoffes. Die frühest erhaltene Textfassung ist das
mit 28 Holzschnitten illustrierte "Lied vom Hürnen Seyfrid", gedruckt
ca.1530 von Kunigund Hergotin in Nürnberg.
Die Geschichte handelt von Seyfrid, einem ungestümen,
verhaltensgestörten Königssohn, der von zu Hause auszieht; aus einer
Schmiedelehre fliegt; einen Drachen tötet, wodurch er fast unverwundbar
wird; eine, von einem in einen Drachen verwandelten Mann, entführte und
gefangengehaltene Königstochter sowie ein, von einem Riesen unterjochtes,
Zwergenvolk erlöst; einen Schatz findet, ihn aber in einen Fluß
versenkt; und der schließlich zu einem gerechten idealen Herrscher wird,
aber aus Eifersucht von seinen Mitregenten ermordet wird.
"Das Lied vom Hürnen Seyfrid" zeichnet ein neues Bild Siegfrieds, das vom
Nibelungenlied deutlich abweicht. Es geht nichtmehr um Betrug, Habgier und
Eifersucht, die zu Mord, Rache und schließlich dem Untergang Aller
führen, sondern um die gelungene Entwicklung des Helden zu einem gereiften
Menschen mit Führungsqualität.
Dem traditionellen, negativen Heldenbild des Nibelungenliedes wird im
Hürnen Seyfrid das positive Heldenbild der aventiurenhaften Heldenepik
gegenübergestellt und von diesem abgelöst. Das Resultat ist nicht die
Zerstörung der Gesellschaft, sondern die (wenn auch nur temporäre)
Wiederherstellung einer gerechten Ordnung. Der Hürnen Seyfrid enthält
so neben der persönlichkeitspsychologischen auch eine
gesellschaftspolitische Dimension. |
ausführliches Material zum Hürnen Seyfrid