Der Große Wagen
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Das Sternbild des Großen Wagen (im Gr.Bär/Uma) ist auf der nördl.Halbkugel überall als zirkumpolares Sternbild gut sichtbar und bereits seit babylonischer Zeit als solches bekannt. Es dient als Himmelsuhr zur Positionsbestimmung, mit seiner Hilfe kann der Polarstern leicht aufgefunden werden. Das Sternbild besteht aus 7 Sternen, drei Deichselsternen und vier Wagensternen. Knapp neben dem mittleren Deichselstern Mizar ist ein weiterer schwacher Stern Alkor, auch Reiterlein genannt, mit freiem Auge sichtbar.
Den Bezug zu den Sieben weisen Meistern bieten, neben des Bildes des Wagens als Symbol von Aufbruch, Veränderung und Bewegung, vor allem der indische wie auch der alte arabische Name des Sternbildes: Saptha Rishi / die sieben Weisen (des vedischen Zeitalters) bzw. Sarg mit Trauergemeinde.
Der Bezug zum Labyrinth: das Sternbild passt genau ins kretische Labyrinth, und zwar so, dass in jeder Umlaufbahn ein Stern plaziert ist.
Die 7 weisen Meister sehen in den Sternen, als der Kaisersohn Diocletian wieder an den Hof zurückgerufen wird, dass ihm Todesgefahr droht. Auch Diocletian sieht nach den Sternen, erkennt aber an einem kleinen Stern, dass, wenn er 7 Tage nach seiner Ankunft schweigen würde, er gerettet wäre.
Diocletian sieht also das oben erwähnte Reiterlein, das die Weisen nicht sahen. In Indien sagt man, wer Arundhathi und Vasishtha (Alkor und Mizar) nicht mehr unterscheiden könne, also das Reiterlein nichtmehr sieht, sterbe bald. Also haben die Weisen recht, wenn sie Diocletian Tod vorhersagen. Doch Diocletian sieht Arundhathi, seine Zeit ist noch nicht abgelaufen.
Der Wagen als Mittel zur Reise, zur (Stand)Ortsveränderung steht hier für ein noch junges, aber starkes Selbstbewusstsein des Kaisersohns, für die Loslösung von übernommenen Vorstellungen, der Eroberung seiner eigenen Welt und für den kühnen Schritt, auch schwierigste Probleme zu lösen.
Die Assoziation Großer Wagen - Mahayana / Großes Fahrzeug (buddhistische Glaubens-richtung, Pfad zur Erleuchtung) ist ebenfalls nicht unbeabsichtigt.
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Der Efeu
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Der Efeu (Hedera helix) gilt seit der Antike als Sinnbild der Unsterblichkeit und des ewigen Lebens, als Symbol der Freundschaft und Treue, als ein weibliches Symbol, welches die vegetativen Kräfte und Sinnlichkeit darstellt, sowie als Symbol der Heiterkeit und Ausgelassenheit.
Botanisch entwickelt sich der Efeu von der Jungpflanze einer kletternden Liane mit 3-5 lappigen Blättern zu einer baumähnlichen Alterspflanze mit lanzettartigen Blättern und doldenartigen zwittrigen Blüten. Er blüht ab September ("7.Monat", Erstblüte ab dem 8.Jahr), seine Früchte sind erst im darauffolgenden Jahr ab April ausgereift.
Der von Griechenland bis Vorderasien vorkommende Efeu heißt Hedera helix ssp.poetarum. In der hier gezeigten Installation wird ein Muster aus Efeublättern, ein 3D-Stereogramm, gezeigt, das, nach der Methode des sog. Magischen Auges betrachtet, einen Raum entstehen lässt, in dem sie frei schweben.
Die Efeuprobe ist die erste der 3 Proben, die Diocletian bestehen muss. Die 7 weisen Meister wollen überprüfen was er gelernt hat und legen unter die Füße seines Bettes je ein Efeublatt. Als Diocletian erwacht, wundert er sich und sagt, entweder habe sich die Decke des Raumes gesenkt oder der Boden habe sich gehoben.
Dadurch beweist er, dass sich seine Welt verändert hat und er die Veränderung seiner Welt/sicht wahrgenommen hat. Die hier zum Ausdruck kommende Achtsamkeit steht auch am Beginn des buddhistischen Erlösungsweges, des achtfachen Pfads zur Erleuchtung.
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Der Apfel
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Der Apfel dient hier als Symbol der Verführung. Er ist die Frucht vom Baum der Erkenntnis, den Eva dem Adam darreicht. Er verheißt Macht, sein wie Gott, und ist eng mit Sexualität verknüpft.
In der Verführungsprobe bietet sich die Stiefmutter / Kaiserin dem Diocletian als Geliebte an, die ihre Jungfräulichkeit für ihn bewahrt habe. In anderen Versionen der Sieben weisen Meistern bietet sie ihm an, seinen Vater zu beseitigen und mit ihm zu herrschen.
Durch das Zurückweisen der Verführung zeigt Diocletian, daß er sein Triebleben beherrscht und seine Sexualität integriert hat. Er hält sich an die gesellschaftlichen Normen und verzichtet auf illegale Macht. In buddhistischem Sinn erkennt er den Scheincharakter des Weltlichen, der Sinnlichkeit, Leidenschaft und Lebensgier und von neuen Bindungen, die nur zu neuem Leiden führen.
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Die Buddhastatue
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Eine, äußerlich etwas ramponierte, hölzerne Statue eines meditierenden, lächelnden Buddhas steht hier als Symbol für den erwachten, erlösten, in sich ruhenden Menschen.
In der Schweigeprobe darf Diocletian 7 Tage lang nichts sprechen, obwohl er sich dadurch nicht gegen die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen verteidigen kann und er täglich vom Tode bedroht ist und zum Galgen geführt wird. Die Schweigeprobe ist auch als Initiationsritus zu verstehen.
Die siebte und letzte Stufe der Erwachung ist die Gleichmut: die letzte Bewegung ist das Ruhen aller Bewegungen im vollendeten Gleichmut, dem Ergebnis vollendeter Einsicht.
Das Schweigen ist hier Ausdruck von Nicht-Handeln bzw. Nicht-mehr-Handeln, und das trotz akuter Lebensbedrohung. Dadurch wird ein Heraustreten aus dem ständig neues Leid verursachenden Aktion-Reaktion-Schema, das in den Sieben weisen Meistern durch die 7 Erzählungen der Meister und die jeweilige Gegenerzählung der Kaiserin repräsentiert wird, möglich. Es unterbricht den Kreislauf von Entstehen und Vergehen und befreit von allen Bindungen.
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Das Labyrinth
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Das Labyrinth ist, wie die Spirale, ein archetypisches Ursymbol, das seit 4000 Jahren fast überall auf der Welt, vorzugsweise aber im atlantischen und mediterranen Raum vorkommt.
Erste Darstellungen finden sich als Felsritzungen in Spanien, Italien und Sardinien (ca.2000 v.Chr.), auf Tontäfelchen in Griechenland und Syrien (1200 v.Chr.), auf einem etruskischen Tonkrug (620 v. Chr.), und später auf kretischen Münzen (500 v.Chr.) und römischen Mosaiken (80 v.Chr.). Im Mittelalter sind Labyrinthe als Pilgerwege in Kirchen in Frankreich und Italien, als Rasenlabyrinthe in England und als Trojaburgen genannte Steinsetzungen in Skandinavien weitverbreitet. Als Gartenlabyrinthe, oft in Form von Irrgärten, waren sie seit der Renaissance lange Zeit in Mode. Im 20.Jahrhundert begann ein weltweites Labyrinthrevival, das vorallem auch den spirituellen Charakter des Labyrinths betont.
Das Labyrinth ist eine Orientierungsfigur. Ein einziger Weg führt, auf Umwegen die zum Abschreiten des gesamten Innenraums nötigen, aber ohne Sackgassen oder Wahlmöglichkeiten, ins Zentrum. Dieser Weg verlangt stete Bewegung und Richtungswechsel. Es ist ein Weg der Läuterung. Im Zentrum begegnet man sich selbst, geschieht Tod und Wiedergeburt. Doch erst wenn der Rückweg geschafft ist, ist die Wandlung vollendet.
In der Installation lädt das Labyrinth ein, den Weg der Wandlung selbst zu gehen, sich zu finden, wieder zu verlieren um frei zu sein.
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Anmerkungen zur Zahl 7
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Die Zahl 7 ist eine Weisheitszahl, sie ist die Zahl der vorläufigen Vollkommenheit.
Sie ist uns nicht nur aus der jüdisch-christlichen Tradition geläufig: 7 Tage der Schöpfung, die 7 letzte Worte Jesu am Kreuz, die 7 Gaben des Hl. Geistes, 7 Todsünden etc., sie spielt auch in der buddhistischen Tradition eine große Rolle. So gelangte Buddha nach 7 Jahren strenger Askese und 7 Tagen Meditation unter dem Bodhi-Baum (Pappelfeigen-Baum) zur Erleuchtung, wurden die ersten Klöster von 7 Mönchen gegründet. Es gibt 7 Stufen der Erwachung, 7 Visuddi (Reinheiten) machen den Läuterungsweg aus, der die 7 edlen Menschen hervorbringt. Ein klassischer tibetischer Mahayana-Text sind die 7 Geistesübungen des Atisha, es gibt 7 chinesische Mahayana Schulen.
Wir entstehen alle 7 Jahre neu: in dieser Zeit erneuert der Körper seine Zellen vollständig.
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Labyrinth-Abb.©aus Eichfelder's 100 Labyrinthe Archiv
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