Die Wandlung

Holzbauer-Installation "Seyfried" im Festhaus

Vom 26.09.2001

Von unserer Mitarbeiterin
Ulrike Schäfer

Wer derzeit ins Foyer des Festhauses kommt, wird mit Verblüffung eine Versammlung von Kleiderständern registrieren, die weiße T-Shirts tragen, auf der einen Seite mit Holzschnitten, auf der anderen mit verschiedenartig komponierten Farbflächen bedruckt.

Das Werk des österreichischen Künstlers Siegfried Holzbauer, das im Rahmen des 3. Nibelungenlied-Symposions installiert wurde, greift das Lied vom Hürnen Seyfried auf, eine Verserzählung aus dem 16. Jahrhundert, das den Kampf mit dem Drachen und die Errettung der Kriemhilde, aber auch die Rückkehr nach Worms und Ermordung des Helden erzählt und zu seiner Zeit einen großen Bekanntheitsgrad erreichte, während das Nibelungenlied damals völlig vergessen war.

Die meisten der Drucke waren mit Holzschnitten und zugehörigen Bildtexten ausgestattet. Holzbauer hat diese Texte in HTML-Computersprache übersetzt und abstrakte Bildkompositionen von leuchtender Farbigkeit geschaffen. Seine Arbeit ist also mehr als der Versuch, der spätmittelalterlichen Denk- und Illustrationsweise moderne Ausdrucksmöglichkeiten gegenüberzustellen, sondern die ganz konkrete Transformation des alten Textes.

Dies sei eine neue Form der Auseinandersetzung mit dem Mittelalter, sagte Dr. Volker Kreyher, als er in Holzbauers Werk einführte, die vielleicht gut geeignet sei, uns unserer schwer belasteten Vergangenheit wieder zu nähern, und er empfahl der Stadt, die Kunstwerke aufzukaufen.

Holzbauer hat indessen die Idee der Transformation auch auf anderer Ebene festgemacht, nämlich, als er entdeckte, dass der starke Drachentöter, der Eltern und Lehrmeister durch sein Ungestüm zur Verzweiflung brachte, eine Wandlung durchmacht. Er wirft den Nibelungenschatz eigenhändig in den Rhein, damit er kein Unheil bringen kann, und beginnt eine segensreiche Herrschaft in Worms, bis ihn der Konkurrenzneid seiner Schwäger zu Fall bringt.

Holzbauer hat die Entwicklung des Helden in Zusammenhang gebracht mit der Symbolik des Labyrinths, das seit uralten Zeiten für den Prozess der Erkenntnis und Wandlung steht. Die T-Shirts erinnern dabei an Kokons, dessen man sich bei der Metamorphose schrittweise entledigt.

Was auch immer der Besucher erlebt, wenn er das Hemdenlabyrinth durchschreitet, ob ihn die Holzschnitte ansprechen, die Farbigkeit der modernen Illustrationen oder die Symbolik berührt: im Mittelpunkt wird er eine wunderschönes Büchlein finden, das Lied vom Hürnen Seyfried, das Holzbauer neu herausgegeben hat.

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